Muss ein Airbrush Kompressor unbedingt flüsterleise sein? Was bedeutet eigentlich flüsterleise und was ist dann ein Leiseläufer? Ich habe dazu mal einige Informationen aufbereitet.
Allgemein sind sämtliche Airbrush Kompressoren inzwischen selbst im unteren Preissektor bei vernünftigen Werten angekommen, was die Betriebslautstärke betrifft. Keiner kann sich am Airbrush über Stunden künstlerisch austoben, wenn er permanent mit Lärm konfrontiert ist. Daher sollte der Geräuschpegel des Drucklufterzeugers möglichst niedrig sein. Das betrifft nicht nur das Arbeitsgeräusch, was in den meisten Fällen aus der schnellen Bewegung eines Kolbens resultiert, sondern auch das Abschaltgeräusch des Magnetventils.
Der Begriff Flüsterkompressor bzw. flüsterleiser Kompressor scheint vom Marktführer WERTHER EQUIP International geprägt worden zu sein, unter dessen Marke Sil-Air jene speziellen Airbrush Kompressoren angeboten werden. Dabei zeichnet sich diese Produktpalette wohl dadurch aus, dass man hier unter anderem mit etwas niedrigeren Drehzahlen arbeitet als der übrige freie Markt.
Die eingesetzte Technologie hat zur Folge, dass zwangsläufig weniger akustische Ereignisse entstehen – der Kompressor ist im Vergleich zu Konkurrenzprodukten bei gleichen Parametern in Sachen Druckluft leiser. In Zahlen ausgedrückt befinden sich die leisesten Sil-Air Kompressoren im Bereich von 30-55dB(A). Das entspricht einem fast schon beruhigenden Bachgeplätscher, oder dem bekannten Kühlschranksummen. An derartige Minimalpegel kann man sich sogar innerhalb von Minuten gewöhnen, so, dass man es nicht mehr wahrnimmt. Außerdem schaltet sich der Airbrush Kompressor nach Druckaufbau im Kessel sowieso ab, und man hat „echte“ Pausenzeiten.
Ebenso wirkt sich die niedrigere Drehzahl auf mechanischen Abrieb in der Verdichterkammer und an allen übrigen involvierten, bewegten Teilen pro Zeiteinheit aus. Ergo, man soll laut Hersteller mit einer höheren Lebenserwartung des flüsterleisen Airbrush Kompressors rechnen dürfen.
Nun gibt es aber noch den sogenannten Leiseläufer. Der Unterschied ist marginal. Entsprechend der beabsichtigten Anwendung tritt der Pegel teils zwar etwas in den Hintergrund, sollte aber dennoch im Rahmen bleiben. Dies äußert sich bei den Leiselaufkompressoren in der Pegelemission von 56-78dB(A) laut Hersteller. Vergleichbar ist dies mit durchschnittlicher Zimmerlautstärke, oder einem moderatem PKW. Nicht unbedingt mehr förderlich für die Konzentration, wenn man schon seit einer Weile an der Airbrushpistole klebt, aber durchaus noch akzeptabel im Gegensatz zum 40€-Baumarktkompressor.
Leider drückt sich der Vorteil, einen flüsterleisen Airbrush Kompressor zu haben – mit methusalemartiger Lebenserwartung – in entsprechendem Preis aus. So muss man bei den günstigsten Modell teils doppelt so tief in die Tasche greifen, wie beim vergleichbaren konventionellen Verdichter.
Es ist wirklich eine Überlegung wert; kaufe ich mir den Mercedes unter den Kompressoren, habe dafür einen geringeren „Lärmpegel“ und hoffe, dass das Teil in 10 Jahren immer noch 1A funktioniert, oder rechne ich damit, dass mein preisgünstigeres Modell schlimmstenfalls nach 5 Jahren (oder doch länger?) den Geist aufgibt, ein paar dB lauter ist, aber in der Anschaffung dennoch wirtschaftlicher unterm Strich?
Eine Garantie für tatsächlich außergewöhnlich lange Lebensdauer kann über die gesetzlich vorgeschriebene keiner geben. Da bleibt nichts übrig, als dem hersteller zu vertrauen. Und ob sich ein paar dB Unterschied derart bemerkbar machen, hängt extrem vom Verwendungszweck und den Umständen ab, unter denen man mit dem Airbrush arbeiten will (z.B. Wohnung vs. Werkstatt).
Nun kommt noch ein weiterer Faktor hinzu. Egal, ob es sich um ein flüsterleises Modell handelt oder einen „einfachen“ Airbrush Kompressor, es gibt Ausführungen, die ihre Kolben im Hubraum mit einem Ölfilm versehen und jene, die trocken laufen. Und hier bin ich persönlich kein Freund des Einsatzes der Modelle mit Öl. Zwar werden die ölgeschmierten Kompressoren mit einer entsprechenden Druckluftaufbereitung versehen, dennoch wird im Luftstrom IMMER Öl mitgeführt. Zwar nur in kleinsten Mengen, aber genauso, wie sich Kondensat an den unmöglichsten Stellen zu sammeln vermag, tut Öl dies auch.
Einerseits verdunstet es über die Jahre und haftet an Oberflächen an (z.B. im Luftschlauch, in Ventilgängen, Dichtungen etc.), und andererseits werden geringste Mengen entweder mit dem Kondensat oder dem Luftstrom selbst mitgerissen. Bei vielerlei Anwendung mag dies von unbedeutender Wirkung sein, nicht aber beim Airbrushen!
Daher ist zumindest bei hochwertigen Arbeiten, die auch noch sehr detailreich sind, auf jeden Fall die ölfreie Verdichtung erste Wahl! Man stelle sich vor, welche Auswirkungen es hätte, würden unbemerkt ständig kleinste Mengen Öl in das Werk eingearbeitet werden. Später könnten sich unter dem Klarlack unter z.B. starker Sonneneinstrahlung Höhlungen bilden – falls der Lack dort überhaupt haften würde. Der Schaden ließe sich nicht ohne großen Aufwand wieder korrigieren.
„Bei hohen Qualitätsanforderungen ist durchaus die Überlegung wichtig, die Druckluft ölfrei oder ölgeschmiert mit Aufbereitung zu erzeugen. Dabei wird häufig vergessen, daß auch bei ölfreier Verdichtung angesaugte Verunreinigungen in der Druckluft enthalten sein können, die ausgefiltert werden müssen.
Die vorher getroffenen Überlegungen sind nicht anzustellen, wenn der Produktionsprozeß absolut keine, auch nicht die geringsten, Öldampfanteile in der Druckluft zuläßt. Dann fällt die Entscheidung eindeutig für die ölfreie Verdichtung.“
silair.de/oelfrei-oder-geschmiert.html
Wer mag, kann sich auf der Seite des Marktführers über entsprechende Modelle informieren. Erhältlich sind sie aber dort nur für Gewerbetreibende und Händler. Als Privatperson kann man die Flüstermaschinchen unter anderem über diesen Anbieter beziehen. Über Amazon wird es schwierig, da sind vor allem die ölgeschmierten Kompressoren zu haben. Aktuell gibt es dort gerade mal ein einziges Modell ohne Öl…
Abschließend kann ich nur feststellen, dass ich auch ohne ein flüsterleises Modell all die Jahre über die Runden gekommen bin. Es waren nur ganz „einfache“ Leiseläufer, kostengünstig, robust. Lediglich, dass diese Airbrush Kompressoren immer ÖLFREI waren hatte oberste Brusher-Priorität. Wer sich aber dennoch einen „Mercedes“ leisten möchte, ihr wisst ja nun, worauf es ankommt. 😉